Main-Kinzig-Kliniken für weitere Corona-Welle gerüstet

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Die Main-Kinzig-Kliniken sind für eine weitere Corona-Welle gerüstet. „Für uns ist das inzwischen eine ganz normale Infektionskrankheit“, verweist Geschäftsführer Dieter Bartsch auf die in den vergangenen Monaten aufgebauten Strukturen. 1.188 Covid-Patienten wurden im Jahr 2020 in den Krankenhäusern in Gelnhausen und Schlüchtern behandelt, davon brauchten 222 eine intensivmedizinische Versorgung. Insgesamt wurde allerdings ein deutlicher Rückgang der Patientenzahl verzeichnet.



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Landrat und Aufsichtsratsvorsitzender Thorsten Stolz (SPD) sprach gleich zu Beginn der Bilanzpressekonferenz seinen Dank den knapp 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus: „Für das, was sie im vergangenen Jahr geleistet haben und auch immer noch leisten, verdienen sie den höchsten Respekt.“ Neue Abläufe und Wege, umgestellte Dienstmodelle und höchste Flexibilität sowie zahlreiche Überstunden und vor allem der Umgang mit einer neuen Erkrankung hätten 2020 zu einem der herausforderndsten Jahre gemacht. 12 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren selbst mit dem Coronavirus infiziert, die Impfquote unter dem Klinikpersonal liegt aktuell bei 75 Prozent. Dass sich bislang nicht mehr impfen ließen, wird unter anderem darauf zurückgeführt, dass viele junge und auch viele weibliche Menschen im Unternehmen arbeiten, bei denen die Skepsis vor den Impfstoffen möglicherweise größer ist. Weitere Zahlen aus dem Geschäftsjahr 2020: Die Geburten sind von 1.765 auf 1.653 zurückgegangen, bei den ambulanten Operationen gab es einen Rückgang von 3.050 auf 2.437.

Trotz des Patientenrückgangs im stationären Bereich im Vorjahresvergleich von 34.243 auf 28.734 und einer ebenso geringeren Anzahl an ambulanten Patienten (von 48.373 auf 41.661) beenden die Main-Kinzig-Kliniken das vergangene Geschäftsjahr mit einer schwarzen Null. Der Umsatz ist von 155 auf 170 Millionen Euro gestiegen, der Überschuss leicht von 151.000 Euro auf 122.000 Euro gesunken. Dass sich die Zahlen so positiv gestalten, liegt zum einen am Rettungsschirm der Bundesregierung, laut dem alle Kliniken über die sogenannte Freihaltepauschale einen Betrag von bis zu 560 Euro für jeden nicht erbrachten Belegungstag im Vergleich zu 2019 erhielten. Außerdem hatte der Kreistag eine Erhöhung der Eigenkapitalquote beschlossen, 22 Millionen Euro Steuergeld fließt somit über mehrere Jahre verteilt ebenfalls ins Unternehmen.

Obwohl der Krankenhausbetrieb inzwischen wieder im Normalmodus läuft, wird für 2021 momentan ein Defizit von 4,5 Millionen Euro erwartet. Klinik-Chef Bartsch fordert daher erneut neue Finanzierungsmodelle, da aktuell eine Bezahlung pro Patient erfolge und es keine Kostenerstattung für Vorhalteleistungen gebe, die aber – beispielsweise in den Notaufnahmen – 24 Stunden geleistet werden müssten. Außerdem habe die Bürokratiebelastung der Krankenhäuser und ihrer Mitarbeiter inzwischen ein „unerträgliches Ausmaß“ erreicht. Und nachdem während der Pandemie teile der Dokumentation eingestellt wurde, müsse diese jetzt wieder gewährleistet werden, was wiederum bedeute, dass teilweise 30 bis 40 Prozent der Arbeitszeit dafür genutzt werden müsse. „Der Bund muss eine Expertengruppe bilden, die klare Vorschläge vorzulegen hat, wie die Bürokratie um 50 Prozent reduziert wird. Das sind wir der knappen Zahl der Mitarbeiter schuldig“, so die Forderung von Stolz.

Dass die Main-Kinzig-Kliniken weiterhin auf hohem Niveau arbeiten, zeigen laut Bartsch auch die zahlreichen Zertifizierungen, die in 2020 und Anfang 2021 erfolgreich bestanden wurden: „Unsere Brust- und Darmzentren, das Diabeteszentrum, das Wundmanagement, die Chest Pain Unit – unsere Spezialeinheit für unklare Schmerzen im Brustkorb – sowie die Frauenklinik, die Klinik für Urologie und die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie wurden ebenfalls von unabhängigen Dritten erfolgreich zertifiziert.“ Dies sei stets eine besondere Anerkennung der hohen Versorgungsqualität, die den Gelnhäuser und Schlüchterner Patienten zugutekommt. Daher habe sich Bartsch auch über die sehr erfolgreiche Zertifizierung der Stroke Unit gefreut: „Wissenschaftliche Studien belegen, dass die Behandlungserfolge bei Schlaganfallpatienten besser sind, wenn sie auf spezialisierten Stationen behandelt werden. Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft hat mit der Ausstellung der Zertifizierung bestätigt, dass die Gelnhäuser Schlaganfallbehandlung und Neurologie über solch eine spezialisierte Versorgungsqualität verfügen.“

Während der Pandemie sind auch die großen Bauprojekte weiter gelaufen. So wurde unter anderem der Neubau in Gelnhausen mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 43 Millionen Euro fertig gestellt. Bartsch: „Wir haben das Gebäude mit Beginn der Pandemie noch dringlicher gebraucht als schon zuvor. Deshalb haben wir die einzelnen Etagen zügig nach deren Fertigstellung schrittweise in Betrieb genommen. Wir sind unglaublich froh, dass wir nun diesen großen Baukomplex abschließen konnten.“ Nachdem im Sommer vergangenen Jahres zunächst das Erdgeschoss mit der neuen Notaufnahme und dem neuen Eingangsbereich sowie das 1. Obergeschoss mit Arztzimmern und Sekretariaten in Betrieb genommen wurden, folgten im Herbst dann die beiden Station im 3. und 4. Obergeschoss. Im Juni dieses Jahres konnte die neue Intensivstation im 2. Obergeschoss die Türen öffnen. „Wie im gesamten Neubau war unser Anspruch auch hier, eine zeitgemäße Infrastruktur, bestmögliche Prozesse und ein modernes Arbeitsumfeld miteinander zu verbinden“, so Bartsch. Entstanden sei eine großzügige neue Station auf über 1.040 Quadratmetern. Auf der neuen Intensivstation (A2.2) werden Patienten behandelt, die eine Beatmung oder eine Nierenersatztherapie benötigen. Hierfür werden aktuell 12 Betten bereitgestellt, die maximale Kapazität liegt bei 18 Betten. Ergänzt wird dies durch die sogenannte IMC (Intermediate Care)-Station (A2.4), die sich in den Räumlichkeiten der bisherigen Intensivstation befindet. In aktuell acht Betten erfolgt von nun an die Behandlung der Patienten, die eine kontinuierliche intensive Überwachung und ärztliche Versorgung benötigen.

Landrat Stolz abschließend: „In den topmodernen Erweiterungen an beiden Standorten spiegelt sich die Zukunftsfähigkeit unserer Kliniken wider. Hier wird deutlich, welch enorme Entwicklung die Main-Kinzig-Kliniken in den vergangenen Jahren genommen haben. Verbunden mit der Professionalität und dem Engagement der hier tätigen Mitarbeiter kommt dies den Patienten unserer Region auf hochqualitative Weise zu Gute.“


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