Berghänge als Energiequellen: Die alpinen Solarprojekte von Axpo

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Oberiberg, ein malerisches Dorf im Kanton Schwyz, ist bekannt für seine atemberaubende alpine Landschaft. Doch in naher Zukunft könnte es auch für eine innovative Energieinitiative bekannt werden. Axpo, einer der führenden Energiekonzerne der Schweiz, plant die Errichtung einer alpinen Solaranlage in der Region.



Das als «Alpin Solar Ybrig» bezeichnete Projekt hat zum Ziel, in einer Höhe von etwa 1500 Metern über dem Meeresspiegel Strom zu erzeugen. Der geplante Standort, der sich in der Nähe des 1777 Meter hohen Roggenstockes erstreckt, umfasst rund neun Hektar. Mit einer geschätzten Jahresproduktion von über zwölf Gigawattstunden könnte diese Anlage theoretisch bis zu 2600 Haushalte versorgen.

Wachsendes Interesse an Solarstrom

In den letzten Jahren ist das Interesse an Solarstrom in der Schweiz stetig gewachsen. Unternehmen und Haushalte suchen nach Möglichkeiten, den CO2-Fußabdruck zu reduzieren und gleichzeitig die Energieversorgung zu sichern. Die Initiative von Axpo in Oberiberg steht im Einklang mit diesem Trend. Die Anlage könnte besonders im Winter von Vorteil sein, da sie in einer höheren Lage liegt, die von weniger Nebel und einer erhöhten Schneereflektion profitiert. Dies könnte die Effizienz der Solarpanels, insbesondere in den Wintermonaten, erheblich steigern und somit die Abhängigkeit von Energieimporten in dieser Jahreszeit reduzieren.

Umweltauswirkungen und lokale Reaktionen

Bei einem Projekt dieser Grösse und in einer solch empfindlichen Umgebung sind Umweltauswirkungen unvermeidlich. Axpo betont, dass es Massnahmen ergreifen wird, um die Umgebung so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Dazu gehört die Möglichkeit für das Vieh, weiterhin unter den Solarpanels zu weiden. Darüber hinaus hat das Unternehmen versprochen, dass die Solarpanels vom Hauptdorf Oberiberg aus nicht sichtbar sein werden, um die malerische Landschaft unverändert zu lassen.

Trotz dieser Zusagen gibt es Bedenken von Umweltorganisationen und Anwohnern. Viele Befürworter des Umweltschutzes fordern gründliche Untersuchungen und einen offenen Dialog über die potenziellen Auswirkungen des Projekts. Axpo hat seine Bereitschaft bekundet, in einen solchen Dialog einzutreten und eng mit den betroffenen Parteien zusammenzuarbeiten.

Bevor «Alpin Solar Ybrig» Wirklichkeit wird, muss es zahlreiche regulatorische Hürden überwinden. Genehmigungen von lokalen Behörden, insbesondere von der Genossame Schwyz, sind unerlässlich. Die Meinungen und Bedenken der örtlichen Gemeinschaft werden zweifellos in den Entscheidungsprozess einfliessen.

Axpo bleibt optimistisch und zielt darauf ab, mit den Bauarbeiten im Herbst 2024 zu beginnen. Bei erfolgreicher Genehmigung und Umsetzung könnte die Anlage bis Ende 2025 vollständig betriebsbereit sein und an das nationale Stromnetz angeschlossen werden.

Es bleibt abzuwarten, wie dieses ehrgeizige Projekt in den kommenden Monaten voranschreiten wird. Aber eines ist sicher: Es wird die Landschaft der erneuerbaren Energie in der Schweiz und vielleicht auch in Europa prägen.

AlpinSolar: Die grösste alpine Solaranlage der Schweiz

Die Energiefrage, insbesondere im Hinblick auf die bevorstehenden Wintermonate, bleibt in der Schweiz ein zentrales Thema. Als Reaktion darauf wurde die grösste alpine Solaranlage des Landes, AlpinSolar, auf der Muttsee-Staumauer im Kanton Glarus in Betrieb genommen. Diese Anlage wurde in einer Partnerschaft zwischen Axpo, IWB und dem Einzelhändler Denner realisiert.

Die Muttsee-Staumauer, auf einer Höhe von 2500 Metern über dem Meeresspiegel gelegen, beherbergt nun rund 5000 Solarpanels. Diese Panels produzieren klimafreundlichen Strom und sind ein seltenes Beispiel für alpine Solaranlagen in der Schweiz.

Laut den Betreibern hat die 2,2-Megawatt-Anlage das Potential, pro Jahr rund 3,3 Millionen Kilowattstunden Strom zu produzieren. Ein bemerkenswertes Merkmal dieser alpinen Solaranlage ist ihre Fähigkeit, in den Wintermonaten bis zu dreimal mehr Strom zu produzieren als eine vergleichbare Anlage im Mittelland. Dieser Vorteil rührt von ihrer Lage oberhalb der Nebelzone und der Schneereflektion her. Christian Heierli, Gesamtprojektleiter AlpinSolar bei Axpo, hebt hervor, dass die Panels, die im Winter 2021/22 in Betrieb waren, einen sehr hohen Solarertrag erzielten, der den Wert alpiner Photovoltaik unterstreicht.

Dieses Pionierprojekt, realisiert von Axpo in Zusammenarbeit mit IWB, dem Energieversorger von Basel-Stadt, hatte bereits letzten Herbst begonnen, Strom zu produzieren. Nun, seit September, ist die Anlage vollständig in Betrieb. Den gesamten von AlpinSolar erzeugten Strom wird der Einzelhändler Denner für die ersten 20 Betriebsjahre im Rahmen eines Stromabnahmevertrags abnehmen, um seine Filialen zu versorgen.

Die Muttsee-Staumauer bietet aufgrund ihrer bestehenden Infrastruktur, ihrer Ausrichtung und Höhe ideale Voraussetzungen für eine Photovoltaikanlage. Dank ihrer alpinen Lage auf 2500 Metern über dem Meeresspiegel ist die Solarstromproduktion besonders effektiv. Sie profitiert von der Schneereflektion und seltenerem Nebel im Winter. Die Staumauer ist nach Süden ausgerichtet und erhält dadurch den ganzen Tag über Sonneneinstrahlung. Zudem ermöglicht der Neigungswinkel der Mauer, dass Schnee von der Oberfläche abrutscht, was die Produktion in den Wintermonaten weiter optimiert. Ein Teil der bestehenden Infrastruktur, wie die 16-kV-Netzanbindung, konnte für die Installation genutzt werden.

Politisch gesehen hat das Schweizer Parlament in seiner Herbstsession 2022 die Voraussetzungen für den schnellen Ausbau von bodenmontierten Photovoltaikanlagen geschaffen, die eine höhere Winterproduktion ermöglichen. Dies wird bis Ende 2025 oder bis eine Gesamtjahresproduktion von 2 TWh erreicht ist, in Kraft bleiben.

Der vollständige Betrieb von AlpinSolar markiert auch den Beginn wissenschaftlicher Forschungsarbeiten durch das Schnee- und Lawinenforschungsinstitut (SLF) und die Technische Hochschule EPFL. Über einen Zeitraum von vier Jahren werden empirische Daten über das System gesammelt, die als Grundlage für zukünftige Systeme in den Alpen dienen können. Dabei werden auch verschiedene Paneeltypen getestet und Daten zu Wind- und Schneelasten gesammelt.

Abschliessend hat das AlpinSolar-Projekt sowohl das Interesse von Wissenschaftlern als auch von Energieexperten auf sich gezogen, die die Entwicklung und den Beitrag dieser Anlage zur Energieversorgung der Schweiz aufmerksam verfolgen werden.

Die Solaroffensive von Axpo

In den vergangenen Jahren hat die Energieversorgung in der Schweiz einen Wandel erfahren. Eine Kombination aus steigendem Energiebedarf und dem Wunsch nach nachhaltigeren, erneuerbaren Energien hat Unternehmen wie Axpo dazu veranlasst, ihre Strategien anzupassen und nachhaltigere Energiequellen zu suchen. Dies führte zur Einführung der grössten Solaroffensive in der Geschichte von Axpo.

In den nächsten Jahren beabsichtigt Axpo, rund 4.200 Solarprojekte in der Schweiz zu realisieren, sowohl in den Bergen als auch im Mittelland. Die Motivation hinter dieser umfassenden Initiative ist klar: Bis 2050 wird der Schweiz ein erheblicher Energiebedarf von etwa 50 Terawattstunden fehlen. Daher besteht ein dringender Bedarf, in erneuerbare Energien zu investieren, um nicht nur die Energiewende zu schaffen, sondern auch die Energieversorgungssicherheit zu gewährleisten.

Die geplanten Solarprojekte von Axpo haben das Potential, eine signifikante Menge an Energie zu liefern. Mit einem Ziel von über 1,2 Gigawatt Leistung könnten diese Anlagen den Jahresbedarf von mehr als 300.000 Schweizer Haushalten decken. Und während das Unternehmen bereits eine beeindruckende Anzahl von Solarprojekten plant, kann es auf eine bereits bestehende Expertise in diesem Bereich zurückgreifen. Ein Beispiel dafür ist das Projekt AlpinSolar an der Muttsee-Staumauer in den Glarner Alpen, welches bereits unter Beweis gestellt hat, dass Axpo die notwendige Erfahrung und das Know-how für solche Vorhaben besitzt.

Im Kanton Schwyz beispielsweise planen Axpo und EWS die Realisierung der ersten alpinen Solaranlage. In anderen Regionen, wie im Skigebiet Disentis, sind Freiflächenanlagen wie "Ovra Solara Magriel" vorgesehen. Aber Axpo beschränkt sich nicht nur auf den alpinen Raum. Im Mittelland hat das Unternehmen über seine Tochtergesellschaft CKW bereits den Bau von über zwei Dachanlagen pro Tag in Angriff genommen, wobei jährlich 700 Dachanlagen geplant sind. Diese beinhalten sowohl kleinere Anlagen auf Einfamilienhäusern als auch grössere Installationen auf Industriegebäuden.

Die politischen Rahmenbedingungen in der Schweiz unterstützen derzeit diese Ambitionen. Im Herbst 2022 hat das eidgenössische Parlament mit dem "Solarexpress" - einem dringlichen Bundesgesetz - die Weichen für den raschen Zubau von PV-Freiflächenanlagen mit hoher Winterproduktion gestellt. Diese Regelungen bieten bis Ende 2025 oder bis zu einer Gesamtjahresproduktion von zwei Terawattstunden erleichterte Bewilligungsverfahren und zusätzliche Fördermittel.

Trotz dieser ermutigenden Zeichen gibt es nach wie vor Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf die Bewilligungsverfahren, die vereinfacht und beschleunigt werden müssen, um die notwendige Energiemenge aus erneuerbaren Quellen bereitstellen zu können. Axpo ist sich dieser Herausforderungen bewusst und arbeitet in einem konstruktiven Austausch mit der Politik daran, die geeigneten Rahmenbedingungen zu schaffen.


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