Die Herbstzeitlose im Frühjahr

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Der Frühling naht in großen Schritten. Bald wird sie wieder ihre Blätter austreiben, die Herbstzeitlose. Ihre hübschen, von fast weiß über rosa bis ins Violette spielenden Blüten, die, wie der Name besagt, im Herbst erscheinen, kennt fast jeder.



In ihrer Blattform im Frühjahr erkennen sie deutlich weniger. Das kann sogar so weit gehen, dass sie mit dem Bärlauch verwechselt wird – unverständlicherweise, denn die Herbstzeitlose ist eine Wiesenpflanze, Bärlauch wächst im Wald. Eine Verwechslung kann allerdings fatale Folgen haben.

„Die Herbstzeitlose ist und bleibt auf landwirtschaftlich genutzten Wiesen eine Problempflanze. Ihre farbigen Blütenfluren im Herbst mögen den Spaziergänger erfreuen, für den Landwirt sind sie mehr als nur ein Ärgernis. Die Pflanze ist giftig, vor allem für das Vieh. Heu und Silage von diesen Flächen kann und darf nicht mehr verfüttert werden. Gibt der Landwirt schließlich auf und stellt die Bewirtschaftung der Grünlandflächen ein, so wird die Herbstzeitlose auch für den Naturschutz zum Problem.“, berichtet Projektmanager Dr. Helmut Steiner von der Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (GNA).

Artenreiche Wiesen erhalten. Naturnah bewirtschaftete Mähwiesen sind ökologisch äußerst wertvolle Flächen, die vielen seltenen Arten Lebensraum bieten. Als Beispiel sei hier der Kiebitz genannt. Wird die Nutzung eingestellt, verbuschen die Wiesen nach und nach. Der Kiebitz kann dann nichts mehr damit anfangen, er verschwindet. Die Flächen werden zu deutlich artenärmerem Buschland und langsam aber sicher wieder zu Wald.

Schon lange ein Problem. Die Bekämpfung der Herbstzeitlose hat eine lange Geschichte – dauerhafter Erfolg war ihr bisher nicht beschieden. Im vorigen Jahrhundert hat man vor allem die Kinder aufs Feld geschickt, um sie auszureißen. Arbeitsschutz war damals noch kein Thema. Die sehr viel intensivere Bewirtschaftung der Nachkriegszeit hat die Giftpflanze fast zum Verschwinden gebracht, aber mit ihr verschwanden auch die ökologisch wertvollen Flächen. Mit der extensiven Bewirtschaftung unserer Zeit ist sie zurückgekommen, und damit dasselbe alte Problem.

Enge Kooperation. Die Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (GNA) in Rodenbach beschäftigt sich - in Zusammenarbeit mit den Landwirten des unteren Kinzigtals - schon seit 2015 mit einer naturverträglichen Rückdrängung der Herbstzeitlosen. Die frühe Mahd oder das frühe Mulchen der Wiesen waren die bisherigen Ansätze. Das funktioniert. Aber es ist langwierig, erfordert Disziplin, bedeutet Ernteverluste und ist speziell für Vogelarten wie den Kiebitz, die Bekassine und das Braunkehlchen, die in Nestern auf dem Boden brüten, nicht zuträglich. Daher ist die GNA als Naturschutzorganisation besonders gefordert, eine bessere und naturverträgliche Lösung zu finden.

Vergangenheit trifft Moderne. 2022 hat die GNA deshalb ein neues Konzept entwickelt. Ziel ist es, die Methoden des vergangenen Jahrhunderts mit modernster Technik zu kombinieren: Ein Agrar-Roboter soll die Herbstzeitlose samt Knolle ausbohren, und das möglichst ganz selbstständig. Erwischt er die Knolle, kommt die Pflanze nicht mehr wieder. Die Firma Paltech, ein Allgäuer Startup, entwickelte ein derartiges Gerät für die Ampferbekämpfung. Gemeinsam soll nun herausgefunden werden, ob das auch mit Herbstzeitlosen gelingt.

Dazu hat die GNA im Kinzigtal Versuchsflächen angelegt. Mitte April soll es losgehen. Im ersten Durchgang muss der Roboter „lernen“, die Blätter der Herbstzeitlosen zu erkennen, um dann ohne Anweisung arbeiten zu können. Im vergangenen Herbst wurde dasselbe mit einem Fokus auf die Blüten gemacht. Daneben kartieren die Fachleute der GNA zweimal im Jahr die Herbstzeitlosebestände: 85 Flächen mit 186 ha zwischen Erlensee, Rodenbach und Gründau. „Viel Arbeit, sobald der Frühling beginnt!“, so Steiner.

„Ganz loswerden werden wir die Herbstzeitlose vermutlich nie – wollen wir auch gar nicht.“, sagt der Biologe. „Seit sie im Mittelalter zu uns eingewandert ist, gehört sie schließlich in unsere Landschaft. Aber sie auf ein Maß zurückzudrängen, das es dem Landwirt erlaubt, seine Flächen rentabel zu bewirtschaften, und die Wiesen damit für gefährdete Arten zu erhalten, das wäre das heiß ersehntes Ziel.“

Wer die wichtige Projektarbeit der gemeinnützigen GNA unterstützen möchte, überweist bitte eine Spende auf das GNA Konto mit der IBAN DE 75 5066 3699 0001 0708 00 bei der Raiffeisenbank Rodenbach. Die GNA stellt ab 50 € automatisch Spendenbescheinigungen aus, wenn die Anschrift bekannt ist. Denn: Ihre Spende kann dem Finanzamt gegenüber steuerlich geltend gemacht werden. Mehr Infos unter www.gna-aue.de.

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