CDU bleibt nicht mehr viel Zeit zum Nachdenken

Vogler
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In den kommenden Wochen und Monaten werden sich die Parteien im Main-Kinzig-Kreis für die Kommunalwahl rüsten, die im Frühjahr kommenden Jahres stattfindet wird.



Mit der Direktwahl des Bürgermeisters der Stadt Langenselbold gab es jetzt einen weiteren Stimmungstest. Für die SPD fiel er gut, für die CDU desaströs aus. Nach mehreren Jahrzehnten stellt die Union auch hier nicht mehr die Verwaltungsspitze.

Ein Blick zurück in die Entwicklung der lokalen Parteienlandschaft macht deutlich, dass sich die CDU in nahezu allen Städten und Gemeinden des Main-Kinzig-Kreises im freien Fall befindet. Selbst wenn man berücksichtigt, dass insbesondere der Altkreis Hanau eine von den Sozialdemokraten beherrschte Domäne war, überrascht doch das Tempo, mit der die Union kommunale Mandate und hauptamtliche Wahlbeamte in der jüngeren Vergangenheit verloren hat. Bruchköbel, Maintal, die Stadt Hanau und Langenselbold waren im Raum Hanau für die Christdemokraten durchaus Vorzeigekommunen um als Kommunalpartei Kompetenz zu präsentieren. Im Altkreis Gelnhausen dominierte die Union ohnehin von Freigericht über Gründau, Gelnhausen und Biebergemünd bis hin nach Bad Orb und in den Jossgrund die politische Farbenlehre.

Heute stellt in den meisten Kommunen die Union in den lokalen Parlamenten nicht einmal mehr die stärkste Fraktion – von direkt gewählten Bürgermeistern einmal ganz zu schweigen. Diese rasante Entwicklung hat sicherlich nicht nur eine Ursache. Augenfällig ist aber, dass dieser Abwärtstrend im Kreis mit dem seinerzeitigen Vorsitzenden Dr. Peter Tauber Fahrt aufgenommen hat und jetzt mit Dr. Katja Leikert einen Stand erreicht hat, der nur noch als katastrophal zu beschreiben ist. Vor Orten kamen überdies Streitigkeiten zwischen mehreren Unionsbewerbern hinzu, in zahlreichen Orten wurde nicht einmal ein Bürgermeisterkandidat oder Kandidatin präsentiert. Der oder die Kreisvorsitzende haben – höflich ausgedrückt – wenig dazu beigetragen, diese Auseinandersetzungen und Verwerfungen so zu kanalisieren, dass sich am Ende eine geschlossene Union dem Wähler präsentierte. Am Kontakt zur Basis kann es ja nicht gelegen haben. Sowohl Leikert als auch Tauber halten an ihrem Mandat als Kreistagsabgeordnete fest, offenbar ohne es mit der notwendigen Ernsthaftigkeit auszuüben.

Die für die Union unerfreulichen Wahlergebnisse hat überdies auch ihre Ursache in dem stetigen Aderlass bei den Parteimitgliedern. Von dem Spitzenwert von 4000 Mitgliedern sollen dem Vernehmen nach rund die Hälfte der Union abhanden gekommen sein. Darunter befinden sich übrigens sehr viele ehemalige Kreistagsabgeordnete sowie Stadtverordnete und Gemeindevertreter. Allein diese Tatsache hätte schon seit geraumer Zeit den Kreisvorstand und die Abgeordneten auf Bundes- und Landesebene auf den Plan rufen müssen. Wenn die kommunale Basis bröckelt, dann stehen in Zukunft auch diese Mandate beim Wähler zur Disposition.

Bis zur Kommunalwahl 2021 hat die CDU zwar noch einige Monate Zeit, um sich personell, aber auch in der Sachpolitik neu zu sortieren. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt aber nicht. Wenn 2021 nicht zu einem weiteren schweren Desaster für die Union vor Ort werden soll, dann heißt es jetzt: Scherben zusammenkehren, die Reihen schließen und dabei auch unbequeme Persönlichkeiten zu integrieren. Falls das nicht rasch gelingt, wird im Main-Kinzig-Kreis aus der einst bedeutenden Volkspartei bestenfalls noch ein Mehrheitsbeschaffer für andere politische Konstellationen.

Zum Autor

Im Jahre 1971 startete Hans-Jörg Vogler (69) als nebenberuflicher Vereinsberichterstatter seine journalistische Karriere und nach Stationen als Redaktionsleiter und Mitarbeiter mehrsprachiger, internationaler Kundenmagazine sowie als Autor von vier Büchern arbeitet der gelernte Redakteur bis heute in Biebergemünd als "Freier Autor" für namhafte Fachpublikationen. Seine enge Verbundenheit zu den lokalen Medien hat er dabei nie verloren: Als Redakteur betreut er gegenwärtig das Mitarbeitermagazin "WIR" der Oikos-Gruppe (Bien-Zenker und Hanse Haus) und leistet für mehrere Unternehmen in ganz Deutschland "Formulierungshilfe" für deren Öffentlichkeitsarbeit. Von 1977 bis 2011 gehörte Vogler - mit einer kurzen Unterbrechung - als CDU-Abgeordneter dem Main-Kinzig- Kreistag an. Partei und aktiver Politik hat er seit langem den Rücken gekehrt.


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