Lebensmittel – zu billig?

Vogler
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Mit massiven Protestaktionen haben die Landwirte auf jeden Fall eines erreicht: Die Lebensmittelpreise in Deutschland sind massiv in das öffentliche Bewusstsein gerückt.



Damit nicht genug, wird auch deutlich, wer angefangen beim Erzeuger bis hin zum Supermarkt vor Ort welchen Anteil am Preis hat. Nahezu einig sind sich Bauern, Handel und letztendlich Konsumenten, dass unsere Nahrungsmittel, gemessen an den europäischen Nachbarländern, günstig zu haben sind. Besonders deutlich wird dies beim Fleischeinkauf. Bei Sonderangeboten mit einem Kilopreis von deutlich weniger als zehn Euro stellen sich in der Tat Fragen, wie dies machbar ist.

Aktuell suchen alle Beteiligten nach demjenigen, dem man den „schwarzen Peter“ zuschieben kann, weil er massiv Schuld an dieser Entwicklung trägt. Die Bauern wehren sich deshalb derzeit mit alle Macht, dass sie es sein sollen, die mir ihren Düngemethoden und einer insgesamt extensiven Bewirtschaftung von Flächen die Umwelt massiv belasten. Die Preise, so die Argumentation, seien so weit gesunken, dass bei geringeren Erzeugungsmengen viele landwirtschaftliche Betriebe nicht überleben können. Überdies, so die Agrarlobby, stünden Großbetriebe eher auf der „Sonnenseite“ und kleine Bauernhöfe hätten weitaus größere Existenzsorgen.

Bei dieser Betrachtung bleibt ein Aspekt der Landwirtschaft weitgehend unbeachtet. In der jüngsten Vergangenheit haben alle Prozessbeteiligten – einschließlich der Politik als Rahmengestalter, immer wieder auf Menge gesetzt. Das Thema Qualität als weiteres Instrument spielte kaum eine Rolle. Dass Qualität etwas bewirken kann, zeigt das Beispiel der Eierkennzeichnung. Seitdem der Verbraucher im Handel deutlich erkennen kann, welches Produkt aus Bio, Freiland oder Bodenhaltung stammt, hat sich das Einkaufsverhalten nachhaltig geändert. Gewonnen hat die Qualität, für die der Kunde auch bereit ist, etwas mehr zu bezahlen.

Zur richtigen Einordnung der landwirtschaftlichen Einkünfte lohnt sich auch in Blick in die Förderung durch die EU. Die einzelnen Zuwendungen für die Betriebe vor Ort lassen sich über das Internet einsehen. Dabei nimmt es Wunder, wenn ein Landwirt in Biebergemünd im Jahr 2018 rund 27.000 Euro kassiert hat. Eben dieser Agronom musste sich wegen Subventionsvergehen, Verstößen gegen das Tierschutzgesetz bereits mehrfach vor Gericht verantworten. Obendrein wurden ihm von den lokalen Behörden alle Tiere wegen unsachgemäßer Haltung weggenommen und er wurde mit einem Tierhalteverbot belegt. Diese Basisprämie der EU wird übrigens gewährt, weil so heißt es wörtlich: „Neben 13 schon bestehenden EU-Verordnungen und Richtlinien des Natur- Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutzes, deren Einhaltung laufend und streng überprüft wird.“

Die Fakten sehen offenkundig anders aus. Die Agrarpolitik der EU nimmt durch derartige Fehlgriffe Schaden und zerstört Vertrauen in Politik und Landwirtschaft.

Zum Autor

Im Jahre 1971 startete Hans-Jörg Vogler (69) als nebenberuflicher Vereinsberichterstatter seine journalistische Karriere und nach Stationen als Redaktionsleiter und Mitarbeiter mehrsprachiger, internationaler Kundenmagazine sowie als Autor von vier Büchern arbeitet der gelernte Redakteur bis heute in Biebergemünd als "Freier Autor" für namhafte Fachpublikationen. Seine enge Verbundenheit zu den lokalen Medien hat er dabei nie verloren: Als Redakteur betreut er gegenwärtig das Mitarbeitermagazin "WIR" der Oikos-Gruppe (Bien-Zenker und Hanse Haus) und leistet für mehrere Unternehmen in ganz Deutschland "Formulierungshilfe" für deren Öffentlichkeitsarbeit. Von 1977 bis 2011 gehörte Vogler - mit einer kurzen Unterbrechung - als CDU-Abgeordneter dem Main-Kinzig- Kreistag an. Partei und aktiver Politik hat er seit langem den Rücken gekehrt.


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