Lockvogelangebote: Man merkt die Absicht und ist verstimmt

Vogler
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Einmal pro Woche flattern zahlreiche Werbeblätter ins Haus, mit denen – vornehmlich Lebensmittelanbieter – für ihre Produkte werben.



Die vielfältigen Angebote sind nicht allein ein Preisbarometer, sondern bieten zugleich Anregungen, was in den nächsten Tagen auf den Tisch kommen könnte. Gerade während der Pandemie eine wichtige Hilfe, denn in den Zeiten von Homeoffice fragen sich viele Familien: „Was wollen wir morgen kochen?“ Ein Weiteres kommt hinzu. Wer die Annehmlichkeiten eines betrieblichen Essenangebotes nutzen konnte, ist jetzt selbst gefordert. Dabei geht es nicht allein um das Kochen am heimischen Herd. Es gilt auch, das Budget für Essen und Trinken in vertretbaren Grenzen zu halten. Deutlich wird dabei: Viele Firmen subventionieren in ihren Kantinen die angebotenen Speisen und Getränke, so dass es daheim auf jeden Fall etwas teurer wird, einen attraktiven und leckeren Speiseplan aufzustellen.

Überdies haben die Preise für Fleisch, Fisch, Gemüse und viele andere Nahrungsmittel in den zurückliegenden Monaten einen fühlbaren Sprung nach oben gemacht. So gesehen lohnt sich auf jeden Fall ein genaues Studium der Werbebotschaften. Kein Wunder also, wenn sich der Küchenzettel auch an den Sonderangeboten der Supermärkte orientiert. Das gilt natürlich besonders dann, wenn am Wochenende mal wieder etwas Besonderes auf den Tisch kommen soll. Mitunter fällt unter all diesen Aspekten die Auswahl schwer. Wer hat schon die Zeit, sich von den unterschiedlichen Anbietern die buchstäblichen „Rosinen heraus zu picken“? Bleibt in der Regel nur die Auswahl eines – im günstigsten Fall eines weiteren – Geschäftes, um die häusliche Versorgung mit Nahrungsmitteln sicher zu stellen.

Höchst ärgerlich ist es dann, wenn die zu günstigen Preisen ausgewählten Waren bereits „ausverkauft“ sind. Das bedeutet dann wahlweise einen tieferen Griff in die Geldbörse oder Zeitaufwand, um anderweitig einzukaufen. Immer häufiger drängt sich dabei der Eindruck auf, dass das preiswerte Angebot in der Werbung in erster Linie die Kunden in das jeweilige Geschäft locken soll. Oft verbunden mit dem Marketingkalkül, „der Kunde wird dann schon ein etwas teureres Produkt kaufen“. Diese irreführende Form der Werbung ist unlauter *.

Zwar kann kein Kunde darauf hoffen, dass wenige Minuten vor Ladenschluss am Wochenende alle frischen Waren in beliebiger Menge verfügbar sind. Bei einem Angebot, das für eine Woche konzipiert ist, kann man allerdings erwarten, dass Donnerstag und Freitag eben diese beworbenen Lebensmittel in haushaltsüblicher Menge vorrätig sind. Auch dies ist oft nicht der Fall. Der Kunde merkt die Absicht und ist mit Recht verstimmt…

*Wird ein Produkt zu einem bestimmten Preis beworben, muss der Kunde davon ausgehen können, dass diese Ware oder ein gleichartiger Artikel "angemessen" lange vorrätig sind. So ergibt es sich aus dem Gesetz (vgl. Nr. 5 des Anhangs zu § 3 Abs.3 Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb).

Zum Autor

Im Jahre 1971 startete Hans-Jörg Vogler (70) als nebenberuflicher Vereinsberichterstatter seine journalistische Karriere und nach Stationen als Redaktionsleiter und Mitarbeiter mehrsprachiger, internationaler Kundenmagazine sowie als Autor von vier Büchern arbeitet der gelernte Redakteur bis heute in Biebergemünd als "Freier Autor" für namhafte Fachpublikationen. Seine enge Verbundenheit zu den lokalen Medien hat er dabei nie verloren: Als Redakteur betreut er gegenwärtig das Mitarbeitermagazin "WIR" der Oikos-Gruppe (Bien-Zenker und Hanse Haus) und leistet für mehrere Unternehmen in ganz Deutschland "Formulierungshilfe" für deren Öffentlichkeitsarbeit. Von 1977 bis 2011 gehörte Vogler - mit einer kurzen Unterbrechung - als CDU-Abgeordneter dem Main-Kinzig- Kreistag an. Partei und aktiver Politik hat er seit langem den Rücken gekehrt.


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