Der „Spaltpilz“ wächst

Vogler
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Durch Deutschland ziehen sich immer mehr und vor allen Dingen tiefere Gräben. Damit sind keine Wasserbaumaßnahmen gemeint – so nötig diese Projekte bei der aktuellen Klimalage auch sein mögen.



Nein, es geht um die Meinung in den Köpfen unserer Nachbarn, Verwandten, Freunden und selbst von Familienmitgliedern. Häufig offenbart sich eine tiefe Kluft zur Einschätzung der allgemeinen Lage und der persönlichen Situation im Besonderen.

Ein weiteres kommt hinzu: Von Staatswegen und mit Unterstützung vom öffentlich-rechtlichen Funk und Fernsehen werden die Menschen mit Themen berieselt, die die Mehrheit wenig oder gar nicht interessieren und deren mediale Darstellung vielen die buchstäblichen Haare zu Berge stehen lässt. Gendern zum Beispiel. Hier wird der Spaltpilz von einigen Pseudointellektuellen auf der einen Seite und rund 69 Prozent der Menschen auf der anderen Seite besonders deutlich (Quelle: Umfrage des WDR). In Deutschland gibt es dazu 250 (in Worten: zweihundertfünfzig) Lehrstühle zur Genderei. Da würde sich so manch technischer Institutsleiter die Finger schlecken, wenn für die Auswirkungen des Klimawandels eine ähnliche Ausstattung im technischen Wissenschaftsbereich anzutreffen wäre. Denn in der Wissenschaft ist auch klar, dass Deutschland, ja selbst Europa, Klimaveränderungen alleine nicht aufzuhalten vermag. Wohl aber wäre es den Schweißes der Edlen wert, die Bevölkerung vor den Auswirkungen besser zu schützen.

Ein weiterer Spaltpilz wuchert immer stärker zwischen der urbanen Bevölkerung im Ballungsgebieten und dem ländlichen Raum. So wird in den Großstädten immer weiter darüber sinniert, wie der ÖPNV Tag und Nacht weiter verbessert werden kann. U- S- und Straßenbahn sollten in der Stadt praktisch an jeder Haustür rund um die Uhr im angemessenen Takt möglichst zum Null-Tarif verfügbar sein. Demgegenüber sind die Menschen auf dem flachen Land schon dankbar, wenn zum Arztbesuch in der Kreisstadt eine angemessen Busverbindungen hin und vor allen Dingen zurück am Nachmittag und Abend besteht.

Neben diesen beiden Beispielen gibt es zahlreiche weitere Themen, die die Menschen umtreiben und deren öffentlicher Diskurs kaum oder gar nicht stattfindet. Migration zählt dazu, wie und zu welchen Preisen künftig die Wärmeversorgung im Winter sichergestellt wird sowie die Frage, wie Wohnraum zu angemessenen Preise bereitgestellt werden kann, und, und, und. Kopfschütteln löste auch das von den Grünen initiierte Verbot eines Oldtimer-Treffens in Rüsselsheim aus. Dazu und zu vielen anderen Themen sagen viele Menschen nicht mehr ihre ehrliche Meinung, weil sie nicht eine bestimmte politische Ecke gedrückt werden möchten. Das ändert aber nichts an den tiefen Gräben, die bestehen. Gerade um diese Gräben zu überbrücken, wäre eine offene Diskussion wünschenswert, ohne dass gleich die „Faschistische Keule“ geschwungen wird und der Meinungsaustausch so im Keim erstickt wird.

`* * * * *

Liebe Leserinnen und Leser! Mit dieser Kolumne verabschiede ich mich in die allfällige Sommerpause. Ich wünsche Ihnen allen eine erholsame und entspannte Ferienzeit. Genießen Sie die Zeit und vor allen Dingen kommen Sie am Ende des Urlaubs gesund nach Hause zurück. Im September melde ich mich gerne an dieser Stelle wieder.

Zum Autor

Im Jahre 1971 startete Hans-Jörg Vogler (72) als nebenberuflicher Vereinsberichterstatter seine journalistische Karriere und nach Stationen als Redaktionsleiter und Publizist mehrsprachiger, internationaler Kundenmagazine sowie als Autor von vier Büchern ist der gelernte Redakteur bis heute in Biebergemünd als "Freier Autor" aktiv. Von 1977 bis 2001 gehörte Vogler - mit einer kurzen Unterbrechung - als CDU-Abgeordneter dem Main-Kinzig- Kreistag an und war zehn Jahre lang CDU-Fraktionsvorsitzender in Erlensee. Partei und aktiver Politik hat er seit langem den Rücken gekehrt.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de