Verschweigen bringt nichts

Vogler
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Der Sommer neigt sich. Übermäßig heiß war er in diesem Jahr nicht. Regen gab es in den vergangenen Monaten auskömmlich. So gesehen hätten die Umweltbewegten eigentlich ganz zufrieden sein können. Waren sie aber nicht. Klimakleber und Co. machten dank ausführlicher Berichterstattung allen voran in den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten immer wieder von sich reden.



Folgt man jedoch den Demoskopen, rangiert das Thema Klima bei den Menschen aber erst „unter ferner liefen“. Energiepreise, Inflation, Migration und fehlender Wohnraum, das sind die Fragen, die die Menschen umtreiben. Und hier öffnet sich eine Kluft zwischen etablierten Parteien und der AFD, die in den vergangenen Wochen einen bemerkenswerten Zuwachs in den Umfragewerten zu verzeichnen hatte. Betrachtet man die Zahlen, wird deutlich, dass die Populisten auf der rechten Seite des politischen Spektrums durchweg 20 Prozent oder mehr auf sich vereinigen können, während gleichzeitig die politische Linke sich selbst zerlegt und aktuell wenig Chancen hat, die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen.

Was hat den rasanten Aufstieg der AfD begünstigt? Sicherlich ist es nicht allein ein einziger Grund. Zweifellos waren es viele Mosaiksteine im politischen Geschäft die diese Entwicklung befördert haben. Eines ist zwischenzeitlich weitgehend unstreitig: Werden bestimmte Themen im politischen Diskurs unterdrückt, beschönigt und/oder verschwiegen, dann leidet nicht nur die Wahrhaftigkeit des demokratischen Parteiengefüges.

Was aber noch schlimmer ist, das sind die Folgen des Verschweigens. Die Glaubwürdigkeit ist dahin. Selbst wenn jetzt die von der AfD geschmähten „Alt-Parteien“ für dieses Problem jetzt Lösungen aufzeigen, fehlt es bis weit in das bürgerliche Lager hinein zum einen an Glaubwürdigkeit. Zum anderen kommt hinzu, dass in der jetzigen Situation bei vielen die Einschätzung greift: Dann wähle ich lieber gleich das Original und nicht die Kopie.

Es wird noch geraume Zeit dauern, bis das verlorene Vertrauen wieder zurückgewonnen werden kann. Gleichwohl wird es keine Lösung sein, die „Schmuddelkinder am rechten politischen Rand“ völlig auszugrenzen. Das hat in Frankreich mit dem „Front National“ nicht geklappt und auch nicht bei unseren anderen Nachbarn wie Italien oder Polen. Vielleicht ist der dänische Weg eine Möglichkeit, die politischen Ränder wieder zu integrieren, indem eine Politik greift, mit der sich breite Mehrheiten identifizieren können.

Zum Autor

Im Jahre 1971 startete Hans-Jörg Vogler (73) als nebenberuflicher Vereinsberichterstatter seine journalistische Karriere und nach Stationen als Redaktionsleiter und Publizist mehrsprachiger, internationaler Kundenmagazine sowie als Autor von vier Büchern ist der gelernte Redakteur bis heute in Biebergemünd als "Freier Autor" aktiv. Von 1977 bis 2001 gehörte Vogler - mit einer kurzen Unterbrechung - als CDU-Abgeordneter dem Main-Kinzig- Kreistag an und war zehn Jahre lang CDU-Fraktionsvorsitzender in Erlensee. Partei und aktiver Politik hat er vor mehr als 20 Jahren den Rücken gekehrt.


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