Wölfe kommen: Wetterauer Schäfer sorgen sich

Wetterau
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Die Zahl der Wölfe nimmt wieder zu. Was bei Naturschützern Freude auslöst treibt Schäfern und anderen Tierhaltern die Sorgenfalten auf die Stirn. Jetzt fand im Rahmen der Gesamtbetrieblichen Biodiversitätsberatung eine Weiterbildung für Schäfer statt. In der Wetterau findet man sie noch, vereinzelt wie Inseln, liegen Magerrasen mit enormer biologischer Vielfalt verstreut im Kreisgebiet.



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Für die Pflege und den Erhalt der seltenen Standorte, ist eine Beweidung durch Schafe unerlässlich. Die hessischen Schafhalter sind allerdings in Sorge.

Hessen gilt als Wolfserwartungsland. Das heißt, Experten gehen davon aus, dass auch hier Wölfe wieder sesshaft werden. Einzelne, häufig männliche Tiere, zogen bereits durch Hessen. Im vergangen Jahr verzeichnete man nach rund 150 Jahren die erste Wolfssichtung im Odenwald bei Wald-Michelbach. Auch in Waldeck-Frankenberg und Wetzlar gab es 2017 bestätigte Wolfssichtungen. In der Rhön tappte dieses Jahr bereits zwei Mal ein Wolf in eine Fotofalle. Wölfe können bis zu 80 Kilometer am Tag zurücklegen und so blicken auch die Wetterauer Schäfer besorgt in die Zukunft. Ein Wolfsangriff auf Tiere bedeutet ein traumatisches Erlebnis für Mensch und Tier.

In Baden-Württemberg hat der Landesschafzuchtverband bereits deutlich mehr Erfahrungen mit Wölfen. Dort gab es dieses Jahr bereits mehrere bestätigte Wolfrisse an Schafherden. Um den Herdenschutz zu optimieren untersuchte der Landesschafzuchtverband Baden-Württemberg gemeinsam mit der NABU Baden-Württemberg von 2015 bis 2017 verschiedene Herdenschutzmaßnahmen der Weidetierhaltung. Nun bearbeitet Annette Wohlfarth, Geschäftsführerin des Landesschafzuchtverbands Baden-Württemberg gemeinsam mit dem NABU Baden-Württemberg, ein weiteres, daraus resultierendes Projekt. Ende 2020 soll das Folgeprojekt abgeschlossen werden.

Schutzhunde sind keine Lösung

Im Rahmen der Gesamtbetrieblichen Biodiversitätsberatung stellte Wohlfarth die Ergebnisse und Perspektiven der Projekte vor. Die Landschafts- und Betriebsstrukturen der Testbetriebe sind vergleichbar mit den vorherrschenden Verhältnisse in der Wetterau und im Vogelsberg. Die dargestellten Ergebnisse lassen sich daher weitestgehend auf die hiesigen Verhältnisse übertragen. Besonders ernüchternd war das Resümee Wohlfarths zum Einsatz von Herdenschutzhunden. Die Integration der Herdenschutzhunde in die Herde erwies sich als äußert fehleranfällig und aufwendig. Darüber hinaus erzeugte die Haltung der Schutzhunde zwischen 80 und 120 Minuten Mehrarbeit pro Tag. Für die in der Regel „Ein-Mann-Betriebe“ eine massive Mehrbelastung. Weiterhin stellten sich viele ungeklärte rechtliche Fragen. Mit Blick auf den stark erhöhten Zeit- und damit auch Kostenaufwand sei die Haltung von Hunden keine pauschale Lösung für die Mehrheit der Betriebe, so Wohlfarth.

Auch beim Einsatz von Zäunen und Netzen zum Herdenschutz gibt es noch zahlreiche offene Fragen. Neben der Abgeltung des deutlich erhöhten Arbeitsaufwands gibt es auch Fragestellungen, die die technische Umsetzung, beispielsweise die Erdung mobiler Elektrozäune, betreffen. Derweil gilt ein Elektronetz mit einer Mindestspannung von 3.000 Volt und einer Mindesthöhe von 90 Zentimetern als „wolfssicher“. Wohlfarth empfiehlt allerdings eine Höhe von 105 damit die geforderte Höhe von 90 cm in jedem Gelände gehalten werden kann.

Hauptziel des aktuellen Projektes ist die Weiterentwicklung von Zaunsystemen in Bezug auf Stabilität, Handhabbarkeit, Stromführung, Schutzführung und Kosten. Ob die bisweilen wolfssichere Einzäunung jedoch eine hundertprozentige Lösung zum Schutz der Nutztiere ist hält Wohlfarth für fraglich. Im aktuellen Projekt werden daher auch weitere Möglichkeiten zum Herdenschutz untersucht. Neben Abwehrhalsbändern, abstoßenden Wirkstoffen wie Duftstoffen werden auch technische Hilfsmittel wie zum Beispiel Ultraschallwellen und Tracker in Form von Halsbändern ausgewertet.

Foto: Ein Herdenschutzhund bewacht eine Schafherde. Die Haltung von Herdenschutzhunden sei aber keine pauschale Lösung für die Mehrheit der Betriebe, so Anette Wohlfarth Geschäftsführerin des Landesschafzuchtverbandes Baden-Württemberg e.V. (Bild NABU/Michael Glock)


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