Drei Kommunen, ein gemeinsames Ziel

Wetterau
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Es sind drei eigenständige Kommunen, und doch haben sie ein gemeinsames Ziel: Ortenberg, Gedern und Hirzenhain wollen die Zukunft des Oberen Niddertals in die Hand nehmen.



Sie wollen ihre Potenziale formulieren und entwickeln – für die Menschen, die hier leben und die in Zukunft hier leben wollen. Die Lebens-, Wohn- und Arbeitsbedingungen in den drei Kommunen sollen zukunftsfähig weiterentwickelt werden. Dabei sollen die Charakteristika der Orte bewahrt und zugleich die Gemeinsamkeiten, etwa durch interkommunale Projekte, behutsam und mit Augenmaß vorangetrieben werden. Nach einer Zukunftswerkstatt Ende November 2018 im Buderus-Industriepark in Hirzenhain  bewerben sich die drei Kommunen nun gemeinsam für das bedeutende Städtebauförderprogramm »Aktive Kernbereiche« – mit maßgeblicher Unterstützung der Wirtschaftsförderung Wetterau und weiterer Partner, wie dem Verein Oberhessen und dem Wetteraukreis.

»Die gemeinsame Wirtschafts- und Sozialgeschichte, die Identität der Bürger und die Struktur des Tals begründen die Zusammenarbeit der drei Kommunen«, betont Hirzenhains Bürgermeister Timo Tichai. Wo kommen wir her, wo stehen wir, wo wollen wir hin? Welche Vorstellung haben wir von der Entwicklung des Tals von Gedern über Hirzenhain bis Ortenberg? Wo liegen unsere Potenziale und wie können wir diese heben? Bei einem Treffen in Hirzenhain mit den Bürgermeistern, der Wirtschaftsförderung, dem Verein Oberhessen und weiteren Experten ist kürzlich an der gemeinsamen Bewerbung für das Städtebauförderprogramm »Aktive Kernbereiche« gearbeitet worden. Dies steht exemplarisch für die neue Qualität der Zusammenarbeit der drei Kommunen mit Unterstützung regionaler Fachstellen. »Nur so kann die Weiterentwicklung gelingen. Wir brauchen als kleine Kommune und vom Strukturwandel arg gebeutelter Talstrich an dieser Stelle Unterstützung beim Aufbau neuer Perspektiven«, sagt Gederns Bürgermeister Guido Kempel.

Die Lebens- und Arbeitswelt verändert sich aufgrund neuer Technologien – immer stärker und immer schneller. Das stellt nicht nur die Menschen, sondern auch die Kommunen vor neue Aufgaben, die Hirzenhain, Gedern und Ortenberg künftig gemeinsam angehen wollen. Wie wirkt sich die Digitalisierung auf unsere Klein- und Mittelstädte aus? Welche Veränderungen bringt sie mit sich? Was bedeutet Online-Shopping für unsere Geschäfte in den Kleinstädten? Was bringt die neue Mobilität an Chancen und Herausforderungen für die Verkehrsinfrastruktur der Zukunft? Wie wollen wir im 21. Jahrhundert bauen und wohnen? Wie können wir die Wohn- und Arbeitsfunktionen in den zentralen Ortsbereichen stärken und neue Aufenthaltsqualität in den Innenbereichen schaffen?

Diesen Fragen wollen sich nicht nur die Bürgermeister gemeinsam stellen. Auch die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt in Hirzenhain bestätigen den Ansatz, künftig stärker über Gemeindegrenzen hinweg zu agieren und gemeinsame Themen im Tal zu setzen. Denn: Auch wenn die Eigenentwicklung der drei Kommunen nach wie vor wichtig ist, so gibt es doch auch Zukunftsthemen, die alle angehen und die alle gemeinsam anpacken müssen – seien es Problemlagen, aber vor allem auch Perspektiven.

Den ländlichen Raum modernisieren

Hilfe beim Bewältigen dieser Aufgaben versprechen staatliche Angebote. Durch die LEADER-Förderung und andere Programme ist bislang schon punktuell Einfluss auf die Entwicklung genommen worden. »Über eine Million Euro an Fördermitteln sind allein aus dem LEADER-Programm in die drei Kommunen geflossen«, erläutert Bernd-Uwe Domes, der zusammen mit Klaus Karger Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Wetterau ist.

Durch die gemeinsame Bewerbung für das Städtebauförderprogramm »Aktive Kernbereiche« gehen die drei Kommunen nun noch einen Schritt weiter: Sie wollen strategisch und substanziell Einfluss nehmen, um ihre innerörtliche Struktur zukunftsfähig zu gestalten. »Eine vitale Stadt hat gute Versorgungsstrukturen, eine lebendige Ortsmitte, in der Menschen wohnen, Gewerbe zu Hause ist und die Aufenthaltsqualität für Jung bis Alt bietet. Das ist unsere gemeinsame Vision«, sagt Ulrike Pfeiffer-Pantring, Bürgermeisterin von Ortenberg. Insbesondere die zentralen Bereiche der Kommunen entlang der B 275 sollen eine Aufwertung erhalten. Das Ziel ist, die Wohnfunktion zu stärken, moderne Wohnformen zu entwickeln, wertvolle Räume mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen, die Verkehrsinfrastruktur vorausschauend zu planen und den Handel zu fördern. »Die Städte und Gemeinden kämpfen mit der Verödung ihrer Zentren, immer mehr Geschäfte schließen. Wir wollen mit nachhaltigen städtebaulichen Konzepten, im Rahmen des Förderprogramms »Aktive Kernbereiche«, den Ortsmitten ein neues Gesicht geben und die Attraktivität steigern«, erklärt Städteplaner Rainer Tropp, der die drei Kommunen zusammen mit der Wirtschaftsförderung Wetterauer berät und dabei unterstützt, eine möglichst aussagekräftige Bewerbung abzugeben. 

Selbst wenn es nicht auf Anhieb gelingen sollte, in das Förderprogramm aufgenommen zu werden: Die Kommunen wollen weiter an einem Strang ziehen. »Es gibt verschiedene sinnvolle Förderprogramme, die zur Unterstützung und zur Erreichung des Ziels herangezogen werden können«, sagt Domes. Aus Erfahrung weiß er: Es lohnt sich, an der Thematik dranzubleiben, denn schon allein dadurch könnten engagierte Kommunen an ihrer Zukunftsfähigkeit arbeiten. »Die Qualität liegt im Prozess, dadurch entwickelt man sich weiter.«

Mit Ministerien und Hochschulen sprechen

Deshalb arbeiten die drei Kommunen nicht nur an der Bewerbung für das Städtebauförderprogramm, sondern auch an einem gemeinsamen Exposé für Investitionsstandorte. Mit diesem Exposé wollen die Kommunen nun gezielt auf die lukrativen Entwicklungsmöglichkeiten für Investoren sowie kleine und mittlere Unternehmen hinweisen. Auch weitere gemeinsame Aktionen der drei Kommunen sind in Planung. So wollen sie Priska Hinz, Staatsministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Hessen, einladen, mit ihr die Chancen des Tals besprechen und sie für die Belange der Region sensibilisieren. Die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt sollen Gegenstand der Gespräche sein. Auch die Kontakte zu den umliegenden Hochschulen sollen in Zukunft intensiviert werden. So ist zum Beispiel mit Prof. Matthias Willems, Präsident der Technischen Hochschule Mittelhessen, ein Informationsaustausch vorgesehen, um zu ergründen, wie der ländliche Raum von der Wissenschaft profitieren kann. Sei es durch die Möglichkeiten eines dualen Studiums, die Förderung von kleinen und mittleren Unternehmen oder die wissenschaftliche Sicht auf mögliche Nachnutzungen und Perspektiven etwa des Buderus-Hauptgebäudes, einer der Leuchtturmprojekte in der Bewerbung für das Städtebauförderprogramm »Aktive Kernbereiche«. »Die engere Vernetzung mit wichtigen Einrichtungen, wie Hochschulen und Ministerien, schon durch den Wissens- und Informationstransfer ins Tal, ist wichtig«, betont Domes. »Wir wollen auf die eigene Identität setzen, die Bürger einbinden und unsere Kompetenzen stärken. Wir wollen zusammenarbeiten und voneinander lernen – das sind die Grundvoraussetzungen für eine positive Entwicklung.«

Foto: Das ehemalige Buderus-Hauptgebäude ist eines der Leuchtturmprojekte in der Bewerbung für das Städtebauförderprogramm »Aktive Kernbereiche« (von links): Ulrike Pfeiffer-Pantring, Herbert Weber, Bernd Euler, Guido Kempel, Timo Tichai, Rainer Tropp (TROPP-Plan), Oliver Schmidt und Bernd-Uwe Domes (Wirtschaftsförderung Wetterau), Florian Herrmann (Verein Oberhessen e.V.). Bildrechte: Wirtschaftsförderung Wetterau


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