Bürgermeister einig: Keine Windkraft im Spessart

Politik
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"Der östliche Main-Kinzig-Kreis ist eklatant überproportional mit Windvorrangflächen belastet", heißt es zu Beginn einer gemeinsamen Pressemitteilung der Bürgermeister Roland Weiß (Bad Orb), Dominik Brasch (Bad Soden-Salmünster) und Malte Jörg Uffeln (Steinau), die von der Regionalversammlung einen windkraftfreien Spessart fordern.



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Der Spessart sei das größte zusammenhängende Mischwaldgebiet Deutschlands. In seinem Kernbereich sei er noch großflächig unverschnitten und unverlärmt. In Bayern sei er aufgrund seines Naturraums mit großer Artenvielfalt – eine Schatztruhe der Biodiversität -, eines sehr hohen Anteiles an kulturhistorischen Elementen und vieler typischer Landschaftsbilder mit der höchsten Landschaftsbildbewertung ausgewiesen worden. "Den Spessart in seiner Einzigartigkeit zu erhalten, diesem Ziel haben sich verschiedene regionale Organisationen angenommen. „SPESSARTregional e.V.“ engagiert sich in mehreren Handlungsfeldern für eine nachhaltige Entwicklung des hessischen Spessarts. Ein Schwerpunkt ist Tourismus und die Naherholung. Mit „Natur, Kultur, Genuss & Wohlfühlen“ fördert die „Spessart Tourismus und Marketing GmbH“ Naherholung und Tourismus in all ihren vielfältigen Erscheinungsformen. Der „Zweckverband Hessischer Spessart“ machte sich zur Aufgabe, im Erholungsgebiet Naturpark Spessart die heimische Tier- und Pflanzenwelt zu schützen und die Landschaft zu erhalten, zu pflegen und zu gestalten. Die ökologische Ausgleichsfunktion dieses Gebietes soll erhalten und gefördert werden, es soll als Erholungsgebiet erschlossen und den Menschen eine naturnahe Erholung ermöglicht werden. Mit der „Dachmarke Spessart“ werden diese Ziele auf den gesamten Spessart, also auch dem bayrischen Spessart ausgedehnt. Der „Landschaftspflegeverband Main-King-Kreis e.V.“ nimmt sich in vielfältigen Projekten der Erhaltung der Spessart-typischen Landschaft an. Der Spessart zeichnet sich durch viele gut markierte Wanderwege und Strecken für Mountainbiker aus. Hier sei der Premiumwanderweg „Spessartbogen“ mit seinen sechs Tageswanderetappen „Spessartfährten“ herausgehoben", so die Bürgermeister.

Bei all den vielfältigen Aktivitäten falle auf, dass nirgendwo die Gefahr der großflächigen Industrialisierung der Spessart-Landschaft durch Windkraftanlagen thematisiert werde. Windkraftanlagen seien ca. 6 – 7 mal höher als der umgebende Waldbestand. Ihnen fehle in ästhetischer Hinsicht jede landschaftliche „Angemessenheit“. Ungestörte Weitsicht gehöre jedoch zu den fundamentalen landschaftsästhetischen Bedürfnissen der Menschen. Das Auge sei immer auf die Entdeckung von Fernzielen gepolt. Windkraftanlagen würden aufgrund ihrer gigantischen Höhe und ihrer Drehbewegungen die Aufmerksamkeit des Betrachters besonders leicht auf sich ziehen. Sie ließen damit den restlichen landschaftlichen Kontext nicht zur Geltung kommen. Zusätzlich würden die über 200 m hohen Windkraftanlagen einen Schallleistungspegel von 105 dB(A) erreichen, welcher dem einer Kreissäge gleichkomme.

"Der Spessart würde laut! Wer will hier noch seine wertvolle Freizeit verbringen? Im Entwurf des Teilplans Erneuerbare Energien Hessen Süd sind im Hessischen Spessart 28 Windvorrangflächen mit über 2300 Hektar vorgesehen. Das entspricht ca. 3,2 Prozent der Fläche des Hessischen Spessarts. Über 230 Windkraftanlagen könnten im schlimmsten Falle gebaut werden. Neben der ästhetischen Zerstörung und der Lärmerzeugung und des damit einhergehenden Entzugs der Grundlagen für Erholung und Tourismus würden wir auch dem Klima bestenfalls einen sehr begrenzten Gefallen erweisen. Für den Bau der Windkraftanlagen und der Zuwegungen müssten über 200 Hektar Wald gerodet werden. Jeder Hektar Wald speichert 10 bis 13 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Und wer stellt sicher, dass die vielen Tausend Tonnen Beton wieder entfernt werden, nachdem die Betriebszeit der Industrieanlagen abgelaufen ist? Was passiert mit den Böden und der Wasserspeicherung im zerklüfteten Bundsandsteinspessart? Zu allem Überfluss ist auch der wirtschaftliche Erfolg fragwürdig. Zwischenzeitlich hat es sich herumgesprochen, dass die Windhöfigkeit in unserem Gebiet geringer ist als prognostiziert. Alleine die drei Windkraftanlagen bei Wächtersbach-Neudorf erbrachten in drei Jahren rund 1,5 Millionen Euro Verlust. In den Altkreisen Gelnhausen und Schlüchtern sind heute fast 50 Prozent aller Windkraftanlagen im Regierungspräsidium Darmstadt in Betrieb oder in Planung. Im neuen Teilplan sind in den beiden Altkreisen 47 Flächen mit ca. 4200 Hektar ausgewiesen. Die Altkreise Gelnhausen und Schlüchtern, in denen nun ca. vier Prozent der Fläche für Windkraft ausgewiesen wird, sind eklatant überproportional belastet. Deshalb treten wir, die Bürgermeister von Bad Orb, Bad Soden-Salmünster und Steinau dafür ein, dass im Bereich des hessischen Spessarts keine Windkraftanlagen gebaut werden. Damit schließen wir uns der bayrischen Seite an, welche keine Windkraftindustrie auf ihrer Seite zulässt. Die Region hat und wird in der Zukunft noch stärker ein unverwechselbares Alleinstellungsmerkmal besitzen: Eine von hohen Masten, sich drehenden Flügeln und Lärm freie Kultur- und Naturlandschaft", heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung abschließend.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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